
Passauer Neue Presse
Mit festem Blick berichtet Sandra Norak (32) in einer ARD-Dokumentation des Filmemachers Max Kronawitter über ihre Vergangenheit in der Prostitution. Nach sechs Jahren im Rotlichtmilieu gelang ihr der Ausstieg.
"Es gab Zeitpunkte, da habe ich einfach gar nichts mehr gespürt", sagt die blonde Frau. Mit festem Blick, die Schultern gerade gerückt berichtet Sandra Norak (32) in einer ARD-Dokumentation des Filmemachers Max Kronawitter über ihre Vergangenheit in der Prostitution. Nach sechs Jahren im Rotlichtmilieu gelang ihr der Ausstieg. Die Niederbayerin holte ihr Abi nach, studierte Jura in Passau, legte dort im Juli 2021 ihr Diplom ab. Ihr erklärtes Ziel ist es nun, die Zwangsprostitution in Deutschland zu bekämpfen. Sie will Menschenhändler und Zuhälter vor Gericht bringen.
Mit ihrer Organisation Ge-STAC (Germany’s Survivors of Trafficking and Exploitation Advisory Council /Deutscher Rat von Betroffenen von Menschenhandel und Ausbeutung) versammelt sie weitere Betroffene um sich, die Betroffenen helfen und das System verändern wollen. "Ich bin nicht alleine. Wir, die wir Menschenhandel, Ausbeutung und Gewalt in der Prostitution erlebt haben, sind in diesem System nicht die Ausnahme, sondern die Regel."

Süddeutsche Zeitung
Norak ist ausgestiegen, sechs Jahre musste sie in verschiedenen Bordellen anschaffen. Ihre Geschichte hat sie dem Filmemacher Max Kronawitter aus Eurasburg (Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen) erzählt, der sie fast ein Jahr lang begleitet und durch ihre Erzählungen Einblick bekommen hat "in krasse Menschenrechtsverletzungen". Er zeigt sich beeindruckt von der jungen Frau, die nicht nur den Ausstieg geschafft, sondern danach ein Jurastudium absolviert hat - mit dem Ziel, ihre früheren Peiniger hinter Gitter zu bekommen und den Frauen beizustehen, die Ähnliches erlebt haben. "Diese Arbeit macht einfach kaputt", sagt Kronawitter.

Stuttgarter Nachrichten
Ist den Frauen die Gefahr bewusst?
Es wird aufgeklärt an den Grenzen und in den Zügen. Der Deutsche Rat von Betroffenen von Menschenhandel und Ausbeutung (Gestac) hat 20 000 Flyer drucken lassen und verteilt sie in den Grenzgebieten. Er hat auch ein Hilfetelefon eingerichtet. Prinzipiell kann es jede Frau treffen, nicht nur Alleinstehende, auch Frauen mit Kindern und Männern daheim. Menschenhändler machen da keinen Unterschied. Es ist leider in jedem Krieg so, dass Frauen dieser Gefahr ausgesetzt sind, Frauen, die schreckliches erlebt haben und mit dem Rücken zur Wand stehen. Das ist an Grausamkeit kaum zu überbieten.
